Die liebsten Besucher sind die, die nicht kommen

Unsere Reise in den Norden Kolumbiens führte durch einige Gebiete der Ureinwohner. Das Wort “Indianer” verbinden wir zu Hause mit Filmen, Fasching und vielleicht auch mit schönen Erinnerungen aus der Kindheit. Karl May hat sich da so einiges ausgedacht und die Filmindustrie zauberte uns die passenden Bilder dazu.

Die liebsten Besucher sind die, die nicht kommen

Deshalb hier mal ein paar Fakten:

Für Kolumbiens Ureinwohner könnte es eigentlicch viel mehr Licht als Schatten geben, denn in der Verfassung sind mehr als 85 indigene Völker anerkannt. Ihnen ist damit der rechtmäßige Anspruch auf eigene Territorien, die Anerkennung der indigenen Sprachen, eine spezifische Rechtssprechung und nicht zuletzt ein verträglicher Rohstoffabbau in ihren Gebieten garantiert – so steht es auf dem Papier.

Für die meisten der fast 1,4 Millionen Indigenas (ca. 3,4 Prozent der Gesamtbevölkerung) sieht die Realität aber leider anders aus. Sie leiden besonders unter den Auswirkungen des lang andauernden, bewaffneten Konflikts zwischen Guerilla, Paramilitärs und Armee. Die Verdrängung der Dorfgemeinschaften durch Bergbau, Erdölsuche und -förderung, Goldschürfer und Siedler und vor allem der Kokaanbau sowie die damit einhergehende Kriminalität machte viele Indigene zu desorientierten Vertriebenen und Fremden in Regionen mit einer anderen Sprache und ganz anderen Lebensformen. Dazu kommt, dass mit dem Rückzug der FARC für die Indigenen auch eine gewisse „Schutzmacht“ wegfiel. Zwar war die Guerilla auch in den meisten indigenen Gemeinden nicht erwünscht – sie war aber auch nicht der größte Feind. „Mit der FARC hatte man sich irgendwie arrangiert. Man wusste, was sie wollte, beispielsweise Koka anbauen. Aber sie hat in der indigenen Lesart das Land respektiert und dafür gesorgt, dass die Agro- oder Bergbauindustrie nicht dort hinein konnte“, sagt eine profunde Kennerin eines Lateinamerika-Hilfswerkes. Drei Dutzend (nach anderen Quellen sogar fünf) indigene Völker stehen kurz vor dem Erlöschen, wenn sich die Bedingungen nicht schnell gravierend verbessern.

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Sierra Nevada de Santa Marta

In unserem Quartier in Palomino lernten wir eine Schweizerin kennen, die über die indigenen Kogui ihre Doktorarbeit schreibt. Hier in der unzugänglichen Sierra Nevada de Santa Marta leben noch weniger als zehntausend Angehörige dieser stolzen Menschen sehr zurückgezogen. Sie suchen kaum Kontakt nach außen, um ihre Kultur zu schützen. Die besten Besucher sind also die, die nicht kommen. Nur an zwei Orten wird Besuchern Zutritt gewährt: Der Ciudad Perdida und im Tayrona Nationalpark. Eigentlich wollten wir eine Wandertour machen, die an einer ihrer Siedlungen vorbei führte. Doch die Schweizerin sprach mit einem befreundeten Kogui und er sagte: “Das ist momentan nicht erwünscht, da eine große Persönlichkeit aus den Bergen zu Gast ist.” Ungeachtet dessen bieten viele Tourenanbieter Besuche bei indigenen Familien für Touristen an.  Ein Grund, wie die Schweizerin meinte, dass die Kogui überlegen, sich mithilfe der Guerilla den eigenen Lebensraum zu erhalten. Man müsse sich das vorstellen wie ein Staat im Staat, mit eigenen Gesetzen, Bräuchen und Moralvorstellungen. Wir haben uns deshalb auch bewusst gegen eine solche Tour entschieden und somit auch keine Fotos für euch!

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La Guajíra

Noch weiter nördlich auf der staubtrockenen, wüstenartigen Halbinsel La Guajira wohnen die Wayúu. Dieses Gebiet ist weit weniger touristisch. Die Wayúu haben sich mit der westlichen Welt arrangiert. Sie leben in großen Familienclans und anscheinend mit weitgehender Autonomie – allerdings unter sehr ärmlichen Verhältnissen. Die einzelnen Siedlungen liegen meist weit voneinander entfernt, um gegenseitige Konkurrenz um Anbau- und Weideflächen zu vermeiden. Die Häuser bestanden früher aus Kaktusfasern und Lehm, heute häufig aus Zement und Zinkblech. Da die Grenze zu Venezuela nicht weit ist und es keinen offiziellen Grenzübergang gibt, scheint Schmuggel fast das Haupteinkommen zu sein. Zumindest stehen am Straßenrand unzählige Typen, die Benzin verkaufen wollen. Bei drei Cent pro Gallone im Nachbarland ein gutes Geschäft. Einige Frauen verkaufen ihre handgefertigten Taschen und Getränke an die wenigen Touristen, die vorbeikommen. Mit einem Wayúu kamen wir am Pilon de Azúcar ins Gespräch und als Andreas aus dem Reiseführer ein paar Worte in Wayúu sprach, öffneten sich die Herzen. Die beiden schwarzen Frauen am Verkaufsstand grinsten uns mit ihrem noch schwärzer eingeschmierten Gesicht an. Die schwarze Gesichtspaste soll als Sonnenschutz dienen. Und noch eine Besonderheit, auf die wir vorher schon hingewiesen wurden. Kids spannen oft Seile über die Fahrwege und „erpressen“ so einen Wegezoll von den Autofahrern. Ca. zwanzig Mal durften wir das Fenster runterleiern und haben Wasserflaschen und Süßigkeiten verteilt. (Wobei Obst und Gemüse vielleicht die bessere Alternative gewesen wäre).

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Bogotá

Vor der Eroberung durch die Spanier gab es im Gebiet des heutigen Kolumbiens eine große und vielfältige Hochkultur. Allein die Ausgrabungsstätten im Süden des Landes und die unvergleichlichen Kunstschätze, die im Goldmuseum (museo del oro) in Bogotá zu sehen sind, legen dazu Zeugnis ab.

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