Mit einem eigenen Auto beginnt für uns die Freiheit beim Reisen. Reinsetzen und losfahren wohin die Nase zeigt. Kein Warten auf schmuddeligen Busbahnhöfen, Rucksack schleppen und Ankommen in großen Städten.
Autokauf in Kolumbien
Hier in Kolumbien gibt es jede Menge unbefestigte Buckelpisten. Deshalb war klar: Wir brauchen einen Allradantrieb. Mieten für drei Monate war nicht nur unbezahlbar, sondern auch für Grenzüberfahrten ungeeignet. Ein paar Monate vor Reiseantritt hielten wir den Kaufvertrag dank Social Media in den Händen – anders als noch vor 25 Jahren. Da hieß es entweder vor Ort einen Autohändler aufsuchen oder direkt von anderen Reisenden ein Auto abzukaufen. Mehr risk, weniger fun… Zufälligerweise kauften wir das Auto von zwei Dresdnern ab. Die Übergabe in Santa Marta klappte wie am Schnürchen. Das Beste am Auto: Es hat ein Dachzelt und komplette Campingausrüstung. Bis jetzt (toi toi toi) läuft das Auto ohne zu murren.
Unterwegs
“iOverlander” ist nicht nur eine überaus nützliche App, sondern eine Art Community von Leuten, die mit einem Auto, in dem man schlafen kann, für längere Zeit unterwegs sind. Von anderen Reisenden gibt es hier aktuelle Tipps über Straßenzustand, Übernachtungsspots, Sicherheit uvm. Unterwegs sahen wir kaum ausländische Nummernschilder. Dafür wollte es der Zufall, dass sich gleich drei Autos mit dem kanadischen Kennzeichen aus dem Staat „British Columbia“ an einem Abend am gleichen Campsite treffen und auch die einzigen Gäste waren. Doch dazu in einem anderen Blogbeitrag mehr.
Militärposten
Dass Kolumbianer selbst lange Zeit nicht sicher durch das Land reisen konnten, ist kein Geheimnis. Das hat sich in den letzten paar Jahren geändert. Das Militär, aber auch die Polizei sorgt mit ordentlicher Präsenz für die Sicherheit auf den wichtigsten Straßen.
Gerade an der Grenze zu Venezuela passierten wir unzählige Militärkontrollen. Einige halten den Daumen nach oben. Das bedeutet soviel wie „Die Strecke ist sicher”. Andere wiederum sperren die Straße ab, begrüßen uns mit Handschlag und stellen sich namentlich vor. Wo wir herkommen und wo wir hinfahren, ein bisschen Smalltalk und dann “buen viaje”. Die Jungs freuen sich scheinbar, mal mit ein paar Ausländern zu quatschen. Wobei sich das aufgrund unserer miserablen Spanischkenntnisse nicht sehr ausdehnen lässt. Oft werden wir auch, nach dem Blick auf unser kanadisches Nummernschild, weitergewunken. Dennoch gibt es nach wie vor Gebiete, die man meiden sollte, da dort immer noch Guerilla und Paramilitärs aktiv sind.
Straßenzustand
100 Kilometer sind nicht 100 Kilometer. Man weiß vorher nie, wie lange man wirklich braucht. Google Maps und Mapsme sind nicht immer up to date. Das Land ist im Aufbruch. Das merken wir auch an den meilenweiten Baustellen. Dicke fette Trucks zwängen sich durch die staubigen Abschnitte. Hier läuft noch alles manuell. Baustellenampeln sind Menschen mit einem Schild SIGA / PARE. Die Anwohner nutzen die Warteschlangen von Autos, um ihre Snacks, Kaffee oder Ladekabel an den Mann zu bringen.
Besonders aufpassen muss man auf die “schlafenden Polizisten” oder “Eselsrücken” – zu gut deutsch: Geschwindigkeitsreduzierer, die aus bis zu 30 cm hohen Bodenwellen bestehen, mitunter 15x auf 200 Metern in Ortschaften. Manchmal fehlt ein Schild oder wir übersahen es, was sich dann wie ein Waschmaschinenschleudergang anfühlte. Aber die eigentlichen verkehrsberuhigten Zonen sind die unerwarteten Schlaglöcher – spätestens nach dem ersten fast metertiefen Loch, welches man übersieht, fährt man sehr, sehr vorsichtig.
Unabhängig vom Straßenzustand zahlt man Mautgebühren. Zwei bis drei Euro kostet dann das Vergnügen auf dem löchrigen Asphalt. Aber ich will nicht meckern, es gibt auch gute Straßen.
Offroad
Als stolze Besitzer eines 4×4-Antriebes wollten wir auch gleich eine Tour in die Berge starten. Offroad 28 Kilometer mit dem Ziel, einen Blick auf den Pico Cristobal Colon (5775m hoch) in der Nevada de Santa Marta zu erhaschen. Doch nach 12 Kilometern und anderthalb Stunden Fahrt kapitulierten wir und kehrten um. An andere Orte, wie zum Beispiel nach Cabo de la Vela ging es nur mit dem Allradantrieb. Zumal wir dort bei Dämmerung und Dunkelheit das Wegelabyrinth durch die Wüste bewältigen mussten. Ohne Googlemaps würden wir heute noch umherirren.
Orientierung
Wo ich auch schon beim nächsten Punkt wäre. Grob können wir uns an den mitgebrachten Karten orientieren. Eine Ausschilderung in den Städten gibt es kaum. Ohne offline-Karten im Handy? Andreas + Yvonne lost in the city! Die Städte hier sind wie fast überall in Amerika wie ein Schachbrettmuster angelegt. Straßenbezeichnungen wie Calle oder Carrera zeigen die Nord-Süd- oder Ost-West-Ausrichtung an. Dann gibt es noch sogenannte Transversale, die diagonal durch die Stadt führen. Das ist ja alles noch zu verstehen. Allerdings haben wir das Zahlenrätsel, welches nach den Straßennamen folgt, wie z.B. #12-34 noch nicht gelöst.
Verkehr
Als asienerprobte Fahrer finden wir den Verkehr hier relativ entspannt. Klar, zur Rushhour durch eine 10-Millionen-Stadt zu fahren, ist nicht vergnüglich, wenn sich eine vierspurige Fahrbahn in eine siebenspurige dank Motorradfahrer verwandelt. Merke: Links und rechts neben deinem Auto passt immer noch ein Motorrad rein.
Auf den Landstraßen signalisieren gelbe Doppelstreifen Überholverbot. Nur niemand hält sich daran. Wir auch nicht und – schwupp – fischte uns eine Polizeikontrolle raus. “No hablo mas español…” half uns aus der Patsche. Der Polizist gab nach 10 Minuten lachenderweise auf.
Hallo ihr Beiden, das klingt alles superspannend – Danke dafür und viel Glück weiterhin auf Eurer Reise! Liebe Grüße von Anke und David!
Dankeschön. Bis jetzt ist zumindest keine Langeweile aufgekommen.Lg Yvonne und Andreas
Das klingt schon nach sehr viel Traum und Freiheit!
Gute Fahrt und unvergessliche Erlebnisse weiterhin!
LG, Chris
Dankeschön. Wir genießen es wirklich.
LG Yvonne und Andreas