Die unbekannte Pazifikküste Colombias ist nur mit dem Flugzeug oder einer sehr langen Bootsfahrt zu erreichen. „Reihe 5” stand auf unseren Bordkarten, das war die vorletzte Reihe der Propellermaschine. Knapp eine Stunde schnurrten wir gefühlt unter dem Radar über unbewohnten Regenwald. Der Rio Atrato schlängelte sich durch den Urwald. Dass er momentan dem größten Raubbau zum Opfer fällt, ahnt man von hier oben nicht. Kolumbiens mächtigstes Verbrechersyndikat, der Clan del Golfo, der gegenwärtig für die Hälfte des Kokain-Exports verantwortlich ist, wäscht mit giftigem Quecksilber auf riesigen Flößen Gold aus dem Fluss. Der unwegsame Urwald ist Rückzugsgebiet von Gruppierungen jenseits vom Gesetz.
Angekommen am Flughafen Bahia Solano mussten wir überraschender Weise eine Tourismussteuer entrichten. Es soll wohl dem Ort zu Gute kommen. Die einstündige Fahrt mit dem TukTuk durch riesige Pfützen auf unbefestigter Straße ließen ein bisschen Asiafeeling aufkommen.
Angekommen im Paradies machten wir gleich eine kleine Strandwanderung. Beim Essen mit Blick auf den Pazifik wedelte plötzlich eine Amerikanerin mit dem Arm in Richtung Horizont: Wale. Große Wasserfontänen konnten wir vor den grauen Wolken ausmachen. Eigentlich ist die Walsaison vorbei. Bis Mitte September dient die Bucht hier in der Nähe als Kinderstube für die riesigen Meeresbewohner. Leider waren es für uns die einzigen Blicke, die wir erhaschen konnten.
Da hier nix ohne Guide geht, buchten wir für den nächsten Tag eine geführte Strandwanderung. Auch wenn wir uns anfangs bemühten, die Schuhe trocken zu behalten, war es schließlich ein aussichtsloses Unterfangen. Wozu wasserdichte Schuhe, wenn alles von oben herein läuft? Genau wie die unnütze Regenjacke, unter der man bei 28 Grad einfach nur schwitzt. Also waren wir nass bis auf die Knochen: oben vom Regen und unten vom Meer.
Wir kletterten über glitschige Felsen immer an der Küste entlang. Der Dschungel kämpfte mit dem Meer um Gebietsansprüche.
Schließlich schlüpften wir in unsere Badesachen, um mit blau-gestreiften, schillernden Fischen und ein paar Seeigeln in einem natürlichem Pool zu schwimmen. Die Gratis Dusche gab es unter einem der vielen Dschungelwasserfälle.
In der Zwischenzeit erwärmte unser Guide auf einem Feuer eine Mahlzeit.
Da es am Pazifik Ebbe und Flut gibt, mussten wir auf dem Rückweg an verschieden Stellen auf steile Dschungelpfade ausweichen. Unsere nassen Klamotten wurden mit Erdfarben verschönert, dafür spendierte die Natur spektakuläre Ausblicke auf eine unberührte Küste.
Unsere Gastgeber haben sich mit dem Bed und Breakfast Hotel einen kleinen Traum erfüllt. Beide lebten lange Zeit in den USA. Jupi ist ein Künstler, der sich mit Farbe und mit vielen Details in der hübschen Unterkunft auslebte. Von außen blau wie das Meer…
Seine große Liebe galt allerdings der Musik. Die vier E-Gitarren in der Ecke sprachen Bände. Er bedauerte sehr, keine Band im Ort zu haben. Sein größtes Zukunftsprojekt ist es eine Kunstschule zu eröffnen, wo er nicht nur Musik unterrichtet, sondern den Kids so einen Zugang zur englischen Sprache geben kann. Die Zwei sind die Einzigen im Ort, die Englisch sprechen. Augenzwinkernd meint er: “Irgendwann habe ich dann die Jungs soweit, das wir gemeinsam in einer Band spielen können”. Sehr sympathisch ist vor allem, wie die beiden versuchen, die Einheimischen am Tourismus teilhaben zu lassen. Beispielsweise wählen sie für Touren oder TukTuk Fahrten immer wieder jemanden anderes. “Um es gerecht aufzuteilen” meint Monica. Sie wollen sich auch nicht vergrößern. 3 Zimmer sind völlig ausreichend. Es soll ja nicht in Arbeit ausarten. Geld ist nicht alles im Leben.
Schöner Bericht von einer spannenden Region – ich liebe Gegenden, die so abgelegen sind, dass sie nur zu Wasser oder aus der Luft erreichbar sind. 😉
Hoffe, ihr sammelt viele schöne weitere Eindrücke
LG aus der Karibik
Chris
Danke Chris. Ich brauche von dir auch noch ein paar Karibik Tipps!
Ich melde mich via Facebook.
Lg Yvonne