In Kolumbien wandert man in der Regel mit einem Guide durch die Landschaft. Ich frage mich, ob das die Sorge um die Sicherheit der Touristen, eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme oder ein „Nicht-Zutrauen“ ist. Für unsere heutige Wandertour, so steht es im Reiseführer, sollte man einen Wanderführer buchen. Unser Wanderführer des Vertrauens heißt Mapsme und ist eine App.
Also stiefeln wir los. Es geht nach oben, enge Pfade und einsame Täler. Wir sind allein, bis sich der Weg plötzlich in ein weitverzweigtes Wegenetz verliert, welches definitiv keine Menschen angelegt haben. Unerwartet starren mich aus dem Nichts – oder besser gesagt aus dem Gestrüpp – zwei Augen an. Ein prächtiger Hirsch verharrte, wie ich, für eine ewige Sekunde bevor er reißaus nahm. Wir mussten querfeldein, steil nach oben. Man könnte meinen, Stacheldraht wurde ausschließlich für Kolumbien erfunden. Immer wieder versperrte er uns den Weg. Aber auch diesen Parcours meisterten wir erfolgreich. Ein violettes Blumenmeer mit grandioser Aussicht erwartete uns auf halber Höhe.
Als wir dann schließlich auf 3.837 m ankamen, standen wir mitten in einer seltsamen anderen Welt…
Mein Blick schweifte umher, bis ich von weitem eine Indigena sah. Kaum zu erkennen, wenn sie sich nicht bewegte. Das war scheinbar auch von ihr beabsichtigt, denn als ich das Fernglas zückte, verschwand sie hinter einem Schopfrosettenbäumchen und versteckte sich dort. Nur ihr Hut schaute noch hervor.
Es dämmerte. Langsam mussten wir uns beeilen zurückzukommen, diesmal auf dem richtigen Weg. An Weiterfahren war nicht mehr zu denken.
Premiere für unsere erste Nacht in der (fast)Wildnis. Mit dem letzten Tageslicht köchelten wir uns noch fix ein Essen. Als wir das Pferdetrappeln von den heimkehrenden Waldarbeitern hörten, löschten wir schnell jegliches verräterisches Licht und verschwanden alsbald in unserem Zelt auf dem Autodach (die Axt neben dem Kissen).