La Macarena … mehr als nur ein Lied

Auch wenn mir während der zwei Flugstunden der Ohrwurm von Macarena partout nicht aus den Kopf ging, hat dieser Ort rein gar nix mit dem einstigen Sommerhit zu tun. La Macarena ist erst seit zehn Jahren für Touristen zugänglich. Im Ort erinnert ein Denkmal an die ca. 500 Soldaten, die im Kampf um das Gebiet gegen die FARC ihr Leben verloren. Nach Ankunft auf dem Miniflughafen und im gesamten Ort ist die Präsenz des Militärs allgegenwärtig. Einerseits bin ich dankbar, aber andererseits habe ich auch ein Gefühl von Mitleid. Schließlich steht das Leben jedes einzelnen jungen Soldaten tagtäglich auf dem Spiel, je nachdem wo sie eingesetzt werden.

La Macarena … mehr als nur ein Lied

Kein Wunder, dass hier alles nur mit Guide und schriftlicher Erlaubnis funktioniert, wenn man die Nationalparks der Region anschauen will. Auf eigene Faust die Gegend zu erkunden, so wie wir es kennen: Fehlanzeige. Dafür gibt es gleich nach unserer Ankunft einen Videoclip, wie man sich hier zu verhalten hat. Keine Plastikwasserflaschen (man kann sich Flaschen leihen und gratis auffüllen), keine Sonnencreme oder andere Mittelchen auf der Haut, wenn man im Cañon Cristales baden will, dafür unbedingt lange Klamotten und Hut sowie lieber bei den Einheimischen eine Tour buchen, als bei großen Reiseunternehmen.

La Macarena … mehr als nur ein Lied

Unsere erste Tour ist nicht zu toppen

Mit einem motorisierten Einbaum geht es flussaufwärts, um dann zu Fuß durch den Dschungel zu einem Aussichtspunkt zu wandern. Ein- oder zweitausend Jahre alte Felszeichnungen (das weiß unser Guide nicht genau) von indigenen Ureinwohnern finden wir versteckt auf den Felsen. Über eine Hochebene geht es bei brutaler Hitze, nur die Fingerspitzen und das Gesicht waren nicht eingehüllt, mit Panoramablicken weiter.

Bis wir schließlich am Cristalitos ankommen.

Ein Schmankerl zum Tour-Abschluss – wir paddeln selbst im Kanu zurück.

La Macarena … mehr als nur ein Lied

Wohin führt die zweite Tour?

Über Raudal Angosturas haben wir nicht so viel im Internet gefunden. Kein Wunder, denn vor nicht allzu langer Zeit war das hier auch unsicheres FARC-Gebiet. Also hatten wir keine Ahnung, was uns erwartete. Auch schön.

Eine Stunde Bootsfahrt. Mit Gartenstuhl, Schwimmweste und Sonnenhut ging’s los.

La Macarena … mehr als nur ein Lied

Auch wenn der Fluss von Sedimenten braun war, roch es nach frischem, sauberen Wasser und Urwald. Unbekannte Vogelgeräusche begleiteten die Bootsfahrt. Am Rande mal ein Alligator, mal zwei Capybaras (Wasserschweine) oder große Hoatzine (sehr sonderbare Vögel) auf den Bäumen. Die Schildkröten, die sich am Ufer sonnten, waren auf Grund der Häufigkeit bald  keine Attraktion mehr, andererseits waren es die einzigen Tiere, die ich fotografieren konnte.

La Macarena … mehr als nur ein Lied

An einer Flussgabelung hielten wir kurz inne: rosa Flussdelphine. Für ein paar Sekunden blitzte ein Rücken über die Wasseroberfläche auf. Das musste reichen, die Ausdauer unseres Bootsführers war überstrapaziert.

Während wir am Vortag allein mit unserem Guide unterwegs waren, gesellten sich diesmal noch drei weitere Gäste dazu. Zwei davon waren nicht mehr ganz so mobil und mussten für das folgende Stück Fluss an einer Finca warten. Für uns wurde es jetzt abenteuerlich. Aus einen Gespräch von unserem Bootsfahrer habe ich aufgeschnappt, dass er aufpassen solle. Scheinbar war das auch der Grund, warum wir plötzlich auch einen anderen Steuermann an Bord hatten. Der breite Rio Guayabero zwängte sich in einen kleinen Cañon und mit ihm unsere Nussschale. Schwapp, schwapp… Wasser füllte unser Boot. Wir fuhren durch eine der geologisch ältesten Formationen der Erde. Vor ca. 2 Milliarden Jahren sind die Tafelberge entstanden, in die sich dieser Cañon einschnitt. Ich fühlte mich nach dieser Fahrt auch mindestens um so viele Jahre gealtert. Aber immerhin haben die 3 Kilometer alle frisch gebadet überlebt. Mit Begeisterung zeigte uns der Nationalpark-Guide Petroglyphen auf Steinen, die man nur bei niedrigem Wasserstand sehen kann. Wir setzen ans andere Ufer über und wanderten zu einer Hochebene mit bizarren Felsen. Die Rückfahrt wurde dann so richtig nass… Was wäre ein Regenwald ohne Regen.

Caño Cristales der Höhepunkt zum Schluss

„Der Regenbogenfluß verdankt seinen Namen einer Wasserpflanze und nicht einer Alge, wie es überall im Internet steht“, erzählt unser Guide. Sie blüht und hat Wurzeln. Je nach Lichtmenge, die ihr zur Verfügung steht, ist die Pflanze weiß, gelb, grün, rot oder lila. Spiegelt sich dann noch der blaue Himmel im Wasser, sind die Regenbogenfarben komplett.

Nur 160 Touristen dürfen täglich hier her, diese Limitierung scheint sinnvoll in Anbetracht des Andrangs an Wochenenden oder Feiertagen. Die Kolumbianer können erst seit wenigen Jahren die Reisefreiheit im eigenen Land genießen und es gibt viel zu entdecken. Zwischen Boots- und Jeepfahrt stoppen wir an verschiedenen Kontrollstellen. Schließlich gibt es noch einen Gratis-Gesundheitscheck, bevor wir  starten können.

Ein interessierter Offizier fragte, wo wir genau aus Deutschland herkommen. Gewöhnlich antworten wir ‚300 km südlich von Berlin‘. ‚Aah… er kenne Berlin und Hitler.‘ Unser Guide unterbrach ihn sofort und meinte, dass ist nichts, worauf die Deutschen stolzs sind.  Ich denke beim Weitergehen, ‚tja, es ist wie mit eurem Pablo Escobar‘. In aller Welt bekannt und ein düsteres Kapitel in der Geschichte. Mir fehlen Zeit und Worte, um mich auf eine ausführliche Unterhaltung einzulassen.

Wir stiefelten los, durch die Hochebene zu dem magischen Fluss mit seinen Seitenarmen, Wasserfällen und Strudeltöpfen.  Den schönsten Ausblick allerdings, der uns ein Ooh und Aah entlockte, zeigte uns der Guide am Ende der Tour. Ein letzter Sprung ins kristallklare Wasser und dann schnell zurück. Um vier Uhr  müssen alle den Nationalpark verlassen haben.

 

 

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