Vom Medelliner Flughafen Olaya Herrera fahren wir mit einem kleinen Mietwagen (einem Chevrolet Spark) aus der Großstadt in Richtung Süden. Es ist Sonntag, der Verkehr entspannt und die Fahrweise der Einheimischen alles andere als rücksichtslos (so wie der Reiseführer vorwarnen will). Am Stadtrand der erste Militärposten – ‚Daumen hoch’ heißt, die Strecke ist sicher.
Im Tal des reißenden Rio San Juan geht es nach Jardín, einer bunten Kleinstadt mit schöner Plaza und einer etwas überdimensionierten Kirche.
Die Nacht in knapp zweitausend Metern Höhe etwas oberhalb der Stadt ist frisch. Am Morgen stehen wir zufällig auf dem Viehmarkt, Rinder wechseln die Besitzer und einige Cowboys zeigen ihre Reiterkunst. Unser eigentliches Ziel ist eine geführteTour, doch direkt neben dem Treffpunkt: Wild West.
Ein Jeep fährt uns in die Berge, zu Fuß geht es in einer kleinen Gruppe weiter zu einer Finca und wieder absteigend durch dichten Bergwald zur Cueva del Esplendor, einer Höhle, in der ein Wasserfall herabstürzt.
Am nächsten Tag fahren wir weiter durch das Cauca-Tal nach Salento, ins Herz des Kaffeeanbaus. Die Straße wird vierspurig ausgebaut – an vielen Stellen gleichzeitig, das bedeutet immer wieder Wechsel zwischen Fahren (Siga) und Halten (Pare), während Kolonnen von riesigen Trucks vorbeiziehen.
In Salento steht eine fünfeinhalbstündige Wanderung durch das Valle de Cocora im “Pflichtprogramm” – aber sie ist es auch absolut wert. Wir haben Glück, dass nicht viel mehr als ein Dutzend Leute unseren Weg entlang sattgrüner Wiesen und über Hängebrücken kreuzen (dafür aber mehr Kolibris). Nebliger Bergnebelwald, weite Aussichten und die hohen, schlanken Wachspalmen sind die Höhepunkte der Tour.
Am Folgetag erfahren wir von einem Experten auf der Finca Del Ocaso vieles zum Kaffeeanbau, er lässt uns pflücken und probieren. In einer Kaffeeplantage werden Bananen und andere Pflanzen angebaut. Sie spenden Schatten, speichern Wasser, reichern den Boden an und bieten schließlich Schutz für Vögel für eine biologische Schädlingsabwehr.
Nach einer Woche müssen wir unseren kleinen Chevy wieder abgeben. Auf der Rückfahrt windet sich die Straße ab La Pintada in Serpentinen auf einen Bergkamm – um nicht bis nach Medellin rein zu fahren, nehmen wir eine “Abkürzung” auf unbefestigten Wegen durch eine wilde Gebirgslandschaft. Es sind eher Maultierpfade – trotzdem kommt uns ein Bus entgegen.