Bolivien, Busbahnhof, Abends, allein als Frau … klingt nicht gerade nach der sichersten Konstellation. Also versuche ich den Busfahrer zu überzeugen, dass er mich bis zu meinem Quartier fährt. Ich habe Glück: Er hat Feierabend und mein Anliegen liegt auf seinem Heimweg.
Sucre, die Hauptstadt Boliviens, soll zu den schönsten Städten des Landes gehören. Ein guter Ort um länger zu bleiben, denke ich mir und melde mich für einen Spanischkurs an. Kurze Zeit nach meinem Sprachlevel-Test sitze ich mit 4 anderen Weltenbummlern im Unterricht und werde mit Grammatik gequält. Ich mache gleich drei Spalten in meinem Heft: Spanisch-Englisch-Deutsch. Ist schon krass so ein trilingualer Sprachkurs.
Es gibt sogar ein Nachmittags-Freizeitprogramm. “Wally” steht heute auf der Tagesordnung. Damit ist aber weder der Trickfilm noch der Frauenname gemeint, sondern der beliebteste Volkssport des Boliviens. Die Mischung aus Squash und Volleyball macht echt Spaß, auch wenn ich auf 2.800 m Höhe ganz schön außer Atem komme.
Zwischen Kochkurs, Bummel durch die wunderschöne Altstadt, Vokabeln lernen, Salsa-Abenden, Hausaufgaben machen, Yoga-Sessions und Blog schreiben vergeht nun Tag um Tag.
Doch ich muss mir nun langsam Gedanken über die weitere Reise machen. Das nächste Ziel soll Uyuni sein. Die Salzwüste „Salar de Uyuni“ verspricht nicht nur Einzigartigkeit, sondern vor allem auch eiskalte Nächte.
Das bedeutet für mich: Ich brauche warme Sachen. Wollpullover gibt es überall. Mir fehlen aber noch ein paar dicke Leggings. Und so durchkämme ich stundenlang den Markt.
Das ist nicht nur für mich ermüdend, wie sich herausstellt.
Auf dem Heimweg sehe ich dann schließlich doch auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwischen den vorbeifahrenden Autos eine Schaufensterpuppe mit Leggings. Nichts wie hin. Mit dem Finger zeige ich auf das Objekt meiner Begierde. Die Verkäuferin nickt, zerrt dann tatsächlich der Puppe die Strumpfhose vom Leibe und hält sie mir unter die Nase. Es ist sogar eine Thermostrumpfhose. Jackpot! Mit fünf Waschgängen spüle ich den Straßenstaub (vermutlich der letzten drei Jahre) aus. Jetzt habe ich alles beisammen und packe meine Sachen.
So verlasse ich letztlich nach 10 Tagen die hübsche Stadt Sucre mit ihrem angenehmen Klima, netten Leuten und vielen schönen Momenten.