(Beitrag von Andreas)
Drei mächtige Vulkane mit Phantasie anregenden Namen wie Cotacachi, Imbabura und Fuya Fuya umrahmen das Gebiet von Otavalo. Hier im Norden Ecuadors gibt es größere indigene Dorfgemeinschaften, die noch recht traditionell leben und wirtschaften. Sie brennen Lehmziegel, bauen Mais, Kartoffeln und Gemüse an und halten Kühe, Schweine, Hühner und Meerschweinchen (Cuys).
Was die Familien nicht selbst verbrauchen, wird sonntags auf dem Markt angeboten. Um die steilen Felder ausreichend bewässern zu können, haben die Dorfbewohner in den sechziger Jahren ein ausgetüfteltes System von Staubecken und verzweigten Kanälen angelegt.
Für ein paar Tage wohnten wir bei einer Indio-Familie, die in drei Generationen zusammenlebt. Mercedes – die Großmutter – kaufte sich als junge Frau Land. Nach altem Minga-Brauch bekam sie beim Hausbau die volle Unterstützung der Gemeinschaft. Im Gegenzug verpflichtete sie sich, später Anderen bei anstehenden Arbeiten zu helfen. Eine gute Idee, um so die Gemeinde enger zusammen zu halten.
Da die Männer zumeist auswärts arbeiten, bleibt im Alltag die meiste Arbeit an den Frauen hängen. Mir war es eine Freude, mit anzupacken: Kühe auf die Weide treiben, zweimal am Tag die drei schwarzen Schweine füttern, Brennholz sowie Futter für die ca. 80 Meerschweinchen sammeln, Mais ernten … das volle Bauernhof-Programm.
Die Maiskörner knipsten wir mit dem Daumen vom Strunk in einen großen Bottich zwischen hungrigen Hühnern, verschmusten Katzen und verspielten Welpen. Dass der Mais so weich geerntet bzw. abgepult wurde, war uns neu und hatte den Nachteil, dass wir hinterher aussahen wie gesprenkelte Wachteleier.
Unglaublich, wie viel Power die Kinder hier haben. Während wir beim Rindertreiben schwitzten, stiefelten sie (2 und 7 Jahre) munter mit den vier Hunden um die Wette. Kaum zu Hause, durfte ich bis zur Erschöpfung noch Fußball spielen.
Um so besser schmeckte das hausgemachte Essen am gemeinsamen Tisch. (Nein, wir haben kein Meerschweinchen gegessen!)
Dann hieß es zeitig schlafen gehen; das Wecken am nächsten Morgen übernahm der Hahn.
Schon nach kurzer Zeit hatte ich das Gefühl dazuzugehören – der Abschied fiel daher auch gar nicht so leicht …