Man könnte eigentlich auf direktem Weg von Quito nach Kolumbien fahren. Wir entscheiden uns für einen weiten Umweg über El Chical und die 4000er Vulkane Cerro Negro de Mayasquer und Chiles. Andreas hat irgendwo von der Schönheit des Landstrichs gelesen. Es dauert auch nicht lange, bis wir wieder auf einer Schotterpiste rumholpern. Desto höher wir unseren Mitsubishi hinauf quälen, desto kälter und nebliger wird es. Na prima, nichts mit schönem Ausblick. Wir fragen uns, ob überhaupt jemand diese Strecke fährt und just in dem Augenblick kommt uns ein Bus entgegen. Da wir unser Auto nicht zusammenfalten können, quetschen wir uns an den Straßenrand und lassen den Gegenverkehr vorbei. Die Straße verläuft parallel zur kolumbianisch-ecuadorianischen Grenze. Sicher gibt es hier das eine oder andere Schlupfloch für Schmuggler, denken wir uns, als uns ein Militärposten kontrolliert.
Abseits jeglicher Zivilisation macht es plötzlich pffft. Nicht uns, sondern einem Reifen ging die Luft aus. So ein Mist.
Gut, dass uns die Vorbesitzer unseres Autos Reifenreparaturspray hinterließen. Nur leider liegt das ganz unten in der Werkzeugbox. So verwandelt sich das Autoinnere schnell in eine Rumpelbude. Gefunden. Tja, aber wie benutzt man so ein Spray? Die spanische Gebrauchsanweisung zu übersetzen, entpuppt sich als Ratespiel. Die wörtliche Übersetzung vom Google Translater passte eher in die Rubrik “einmal lachen, dann weiter machen”, als dass sie uns wirklich weiterhilft. Reinsprühen, fahren, aufpumpen – so viel haben wir verstanden.
Na Klasse, nicht nur Nebel, jetzt regnet es auch noch bei ca. 10 Grad. Also geht alles ratz fatz und wir sind erstmal fahrtauglich. Noch 70 km Buckelpiste bis zum nächsten Ort.
Zum Dank reißt endlich die Wolkendecke auf und wir können den Cerro Negro de Mayasquer Vulkan umgeben von wunderschöner Paramo-Landschaft, erspähen.
Immerhin ein Lichtblick, der allerdings nicht lange anhält, denn es dämmert schon. Wir halten Ausschau nach einem Schlafplätzchen. Direkt neben der Straße werden wir fündig. Beim Aussteigen sehen wir, dass das Reifenreparaturspray und das Aufpumpen aller 10 km nichts half – Platten. Wir verschieben das Reifenwechseln auf den nächsten Morgen nach dem Frühstück und versuchen die Restwärme aus dem Auto im Körper abzuspeichern, bevor wir in unser Kühlzelt kriechen. Der Nebel hat sich verzogen. Sterne und Glühwürmchen funkeln um die Wette bei 3.700m Höhe knapp über dem Gefrierpunkt.
Mit den ersten Sonnenstrahlen wachen wir auf. Wow, was für eine Aussicht.
Der Reifen ist relativ schnell gewechselt und es kann weitergehen. Ganz spontan folgen wir einem Schild “Thermalquellen”. In einem riesigen Felskessel blubbert heißes Wasser, welches in drei Becken eingeleitet wird. Es kostet mich ein bisschen Überwindung bei der Kälte in die Badesachen zu schlüpfen, aber das heiße Bad in der Kälte ist einfach herrlich. Ordentlich aufgewärmt starten wir noch eine kleine Dschungelwandertour. Wir sind pitschnass – von oben Regen, von unten matschig. Ich bin froh, dass alles an meinem Regenzeug abperlt.
Wir müssen heute noch über die Grenze… aber das ist ein anderes Kapitel.