Vier Tage mitten im Dschungel. Vor zwei Tagen buchten wir spontan über Internet und WhatsApp diese Tour. Und jetzt sitzen wir zwei Autostunden von der letzten Stadt entfernt voller Erwartung in einem kleinen Kahn mit Schwimmweste und Regencape ausgestattet. Unser Bootsmann gab uns zu verstehen, dass wir in ca. drei Stunden ankommen würden.
Es geht los. Fünf Meter jeweils zum Flussufer. Man könnte schwimmen, denke ich. Aber das wollen ist eine andere Frage. Wer weiß, was mich in dem braunen Wasser in die Zehen zwickt? Mein Blick schweift in das satte Grün. Ich muss unweigerlich an den Spreewald denken. Nur die Kulisse hier ist spektakulärer. Kreischende Vögel, Faultiere und scheue Affenbanden versteckten sich in den riesigen Bäumen am undurchdringlichen Flussufer.
Die ersten Dschungel-Lodges tauchen auf. Für uns geht es weiter, bis zur allerallerletzten.
Kaum aus dem Kahn geklettert, geht es auch schon zur ersten Dschungelprüfung. Ähm nein, ich meine Dschungelwanderung. Wir lassen unser Gepäck stehen und bekommen Gummistiefel verpasst. Vier weitere Gäste der Lodge und unsere Wenigkeit steigen wieder ins Boot, um dann irgendwann am matschigen Ufer im Urwalddickicht zu verschwinden. “In der Dämmerung hat man die beste Chance Tiere zu sehen”, meint Francisco, unser Guide. “Aber auch aus Versehen in ein Spinnennetz laufen oder über eine Wurzel stolpern…”, flüstere ich Andreas zu. Ein paar Stunden klüger mit allerlei Dschungel-Knowhow (zum Beispiel, dass Ameiseneier nach Zitrone schmecken) kehren wir zum Camp zurück.
Leckeres Essen steht duftend auf dem Tisch. Und wer will, darf danach “Jungle by Night” als Adrenalinkick am Abend genießen. Mit Stirnlampe geht es also noch mal los. Zwei grüne Augen blitzen plötzlich in der Dunkelheit auf. Nur ein Äffchen. Nachtaktive Spinnen und der Bericht, dass vor zwei Tagen direkt neben unserer Hütte eine Anakonda ein Opossum verschlang, ist der Stoff für lebhafte Dschungelträume.
Was mich aber viel mehr beschäftigt: Es gibt kein Moskitonetz über dem Bett! Entweder bin ich früh völlig zerstochen oder ich sterbe den Hitzetod eingemummelt in meinen Schlafsack. Ich entscheide mich für letzteres.
Alle Lodges werden von einheimischen Indios betrieben. Es ist deren Land und Tourismus eine der wenigen Einnahmequellen. Sie hassen die Ölkonzerne, die immer mehr Landstriche für sich reglementieren und ihr Volk verjagen. Über Recht und Gesetz setzen sich die Ölmultis oft hinweg. Man hört von Einschüchterung, Bestechung und anderen Methoden. Im benachbarten Nationalpark Yaruni existiert ein großes Ölvorkommen. Ecuador bot der Weltgemeinschaft die Schonung des Urwaldes an, wenn sie im Gegenzug finanziellen Ausgleich schafft, aber die lehnte ab.