Traumhaftes Hinterland Bolivien

Die ganzen Leute hier wollen in den Bus, samt tonnenweise Gepäck. Ich schiebe mich galant mit meinem Rucksack vor die Fahrertür und erspähe im bereits vollen Bus einen Sitzplatz. Eingezwängt zwischen einem hyperaktiven Indigena Teenager und meinen beiden Gepäckstücken startet die Achterbahnfahrt. Der Bus will die zwei Stunden Verspätung einholen und poltert im Affenzahn über Serpentinen hoch und runter, navigiert um Schlaglöcher. Das Mädel neben mir steht entweder auf dem Sitz oder sitzt halb auf meinem Schoß, während sie mit ihrer Mutter hinter uns kommuniziert. Gut, dass ich nicht neben ihrer Big Mama sitze, das wäre noch enger geworden.

Zwei Minuten Pinkelpause: Die Männer schaffen es gerade mal einen Meter neben den Bus. Die Frauen verschwinden mit ihren langen, dicken Röcken unter einer Brücke und die einzige Touristin (also ich) knipst erstmal die grandiose Landschaft.

Traumhaftes Hinterland Bolivien
Traumhaftes Hinterland Bolivien

Wie gern wäre ich hier länger geblieben. Ursprünglich wollte ich mir in Bolivien ein Auto mieten, aber bei den Preisen hätte ich mir fast eins kaufen können. 

Upps, alle warten schon. Vorsichtshalber gehe ich auch noch mal auf die Open-Air-Toilette. Die Zeit muss sein, auch wenn der Motor schon prustet und mich mindestens 60 Augenpaare verfolgen.

Traumhaftes Hinterland Bolivien

Es wird langsam dunkel. Hoffentlich verpasse ich es nicht, auszusteigen. Meine Map-App hält mich auf dem Laufenden – zumindest so ungefähr. Und so stehe ich etwas später leicht fröstelnd an der Hauptstraße und versuche mich zu orientieren. 

Ich konnte dieses Mal kein Quartier online vorab buchen. Aber laut Google Maps soll es hier Hotels geben. Eine halbe Stunde trabe ich nun bepackt wie ein Maultier durch das wenig beleuchtete Städtchen, um festzustellen: “Cerrado” – auf gut deutsch: Hotel geschlossen! Erst beim übernächsten Anlauf empfängt mich ein überraschter Jüngling an der Rezeption. Er schnappt sich Schlüssel, Handtücher und Klopapier, dann zeigt er mir mein Zimmerchen. Mein Gepäck plumpst auf den Boden. Mein Magen knurrt und meine Beine tragen mich zu einer Spelunke. Immerhin habe ich die Wahl zwischen einem halben Broiler mit Reis und einem halben Broiler mit Pommes, aber besser als nix.

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Traumhaftes Hinterland Bolivien

Der nächste Morgen beginnt so wie der Abend aufhörte. Nämlich mit der Frage: Wo gibt es Essen? Und so folge ich der Wegbeschreibung zur einzig geöffneten Möglichkeit: Fast Food Court.

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In einem Hinterhof stehen mehrere Frauen, jede hinter ihrem Holztisch. Sie verkaufen ihr selbstgemachtes Essen aus Töpfen. Ich schiele auf die Teller der anderes Gäste und entscheide mich für Nudeln mit Kartoffeln und Tomate zum Frühstück en boliviano.

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Traumhaftes Hinterland Bolivien

Mein Bus fährt erst am Nachmittag weiter. Genügend Zeit, um das touristische Angebot der kleinen Stadt zu beäugen. Und wer hätte das gedacht? Hier gibt es allerhand zu sehen – außer Touristen. Und das liegt garantiert an der schweren Zugänglichkeit über die Holperpisten.

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Ein Einheimischer schließt mir das Museum auf, welches Musikinstrumente zur Schau stellt und scheinbar auch einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde vorweisen kann.

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Wie es die Bremer Stadtmusikanten hierher verschlagen hat, bleibt mir ein Rätsel.

Traumhaftes Hinterland Bolivien

Ich bahne mir querfeldein durch Gestrüpp den Weg auf einen Hügel neben der Stadt, der wie die Hollywood-Lettern ihren Namen präsentiert. Kannst du den Schriftzug lesen:

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Auf dem Rückweg erstarre ich (evolutionär bedingt), als eine Vogelspinne meinen Weg kreuzt. Immerhin macht sie mir freiwillig Platz und posiert für ein Foto.

Traumhaftes Hinterland Bolivien

Dieses Mal hat im Minibus jeder seine Platzkarte, wobei die Cholita neben mir eigentlich zwei Plätze buchen müsse mit ihren 20 Unterröcken. Immerhin habe ich einen Fensterplatz und bei den Rechtskurven eine schöne, weiche Polsterung von Madame Cholita. Nun geht es nach Sucre in die Hauptstadt Boliviens.

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Unterwegs stoppt der Fahrer und ruft irgendwas in Richtung Lehmhütte.

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und dem Fahrer werden frische Teigtaschen verkauft.

Gedankenversunken sitze ich mit einem Hörspiel im Ohr im Auto und genieße die wunderschöne Landschaft. Ich bin froh die Strecke über Villa Grande und Villa Serrano nach Sucre gewählt zu haben – abseits der üblichen Touristenrouten.

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