Der Schweiß dringt aus allen Poren und vermischt sich mit Staub zu einem enganliegenden, unangenehmen Ganzkörperanzug. Vor uns fährt ein Pickup mit Menschenladung. Hinter uns prescht eine Karre aus der Spur und startet sein Überholmanöver. Ob er es rechtzeitig vor dem Gegenverkehr schafft, können wir nicht sehen, denn er entschwindet in einer Staubwolke und gönnt den Leuten auf dem Pickup ein Sandpeeling.
Schließlich erreichen wir asphaltierte Straßen und fahren nach Santa Ana.
Pupusa … was?
Das gut getarnte, von außen nicht sichtbare Hostel öffnet uns die Tür zum Paradies.
Der Rucksack ist noch halb auf dem Rücken und ich stehe schon unter der Dusche. Andreas hat inzwischen ein Bier besorgt. Ein großer Schluck, ich falle aufs Bett und wehre mich nicht gegen das Land der Träume. Geweckt werde ich von einem Knurren aus meiner Bauchgegend. HUNGER. Einer der Hostel-Mitarbeiter chauffiert uns zum Hotspot der Pupusas. Was wie eine griechische Göttin klingt, ist das Nationalgericht der Salvadorianer und im Prinzip nichts anderes als eine gefüllte Tortilla mit Käse, Bohnen oder Fleischfüllung. Den Pupusas zu Ehren gibt es sogar einen nationalen Feiertag. Wenn die indigene Herkunft und Popularität des Gerichts hier Grund genug für einen Feiertag sind, fallen mir auch einige mögliche Feiertage für Deutschland ein. Wie wäre es mit: „Die heiligen Tage des Bieres“ oder „Tag der deutschen Bratwurst“. Mein Bauch boxt die Gedanken an die deutsche Küche weg. Hier auf dem kleinen Platz empfiehlt unser Fahrer den besten aller Pupusa-Köche auf Erden. Er überreicht uns noch seine Telefonnummer für den Abholservice und überlässt uns dem Gewimmel. Alle Tische sind besetzt und wir sind nicht die Einzigen, die hungrig auf die Teller der sitzenden Gäste stieren und warten müssen, bis ein Tisch frei wird. Gott sei Dank haben wir einen Platz draußen erwischt. Denn die Küchen sind hier in El Salvador immer offen im Gastraum integriert. Das heißt, drinnen sieht man vor Fettqualm kaum sein Gegenüber. Aber immerhin bekommt man gratis ein langanhaltendes Geruchssouvenir bis zur nächsten Dusche.
Lang wird der Abend nicht, denn die nächsten Gäste stehen schon hinter unseren Stühlen und außerdem haben wir für den darauffolgenden Tag eine Tour gebucht.
Nicht ohne Guide und Tourismuspolizei …
Am nächsten Morgen treffen sich eine Chinesin, ein Engländer, ein Spanier und vier Deutsche … Sagt die Deutsche: „Ich will vorn sitzen und brauche noch Proviant …“
Meine Wünsche werden erfüllt. 😅 Wir machen einen kleinen Abstecher zum Bäcker, bevor wir zum Nationalpark Cerro Verde aufbrechen. Das Ziel des Tages ist der 2.384 Meter hohe Gipfel des Santa Ana-Vulkans. Die Einheimischen nennen ihn auch Ilamatepec. Nicht nur, dass er El Salvadors größter und aktivster Vulkan ist, der zuletzt im Jahr 2005 ausbrach und Felsen in Wagengröße mehr als 1,5 km weit weg schleuderte. Sondern es wurden hier auch in der Vergangenheit nicht wenige Touristen überfallen. In unserer App finden wir verschiedenste Warnungen dazu. Deshalb haben wir diese Tour gebucht. Am Ausgangspunkt warten schon Guide und Tourismuspolizei. Wie zur Klassenfahrt früher: Eintrittsgeld einsammeln, kurze Belehrung, Verteilung von Trinkflaschen und dann marschierten wir in einem Affenzahn auf den Gipfel, denn 15 Uhr müssen alle wieder unten sein. Und genau das ist der Grund, warum ich so etwas lieber selbst organisiere.
Wir sind nicht die Einzigen…
Der smaragdgrüne Vulkansee in seiner vollen Schönheit.
Vulkan Izalco
Am Nachmittag gibt es Snacks und Getränke am glitzernden Lago de Coatepeque. Und hier muss ich wiederum sagen, es hat sich doch gelohnt, eine Tour zu buchen. Denn alle Bars sind von der Straßenseite so verbarrikadiert, dass mir nicht im Traum eingefallen wäre, anzuklopfen. Das aber tat unser Guide. Auch wenn nicht gleich das erste Tor geöffnet wurde, so doch das zweite.
Ein Sprung ins Wasser, ein Bierchen und eine Hängematte – was braucht man mehr an diesem Tag?