Wir fliegen ins Nachbarland nach Costa Rica, nehmen nach ewigem Gewarte unseren Mietwagen entgegen und verlassen die Hauptstadt. Wenn ich in ein neues Land komme, bin ich besonders aufmerksam. Was ist anders?
Nun, Costa Rica wird als die Schweiz Lateinamerikas bezeichnet. Das heißt teurer, aber gewohnte europäische Standards. Unser erstes Quartier außerhalb der Stadt ist eher einfach, dafür ist beim Abendessen am Mirador en Valle die Aussicht auf das funkelnde Lichtermeer von San José überwältigend. Am nächsten Morgen beschließen wir spontan den Vulkan Poas zu besuchen. Beim Auschecken meint unsere Gastgeberin: „Ihr müsst euch für einen Besuch online für ein bestimmtes Zeitfenster registrieren lassen.“ Ah siehe da, könnte uns auch in Europa passieren. Also nutzen wir fix den Computer am Empfang und tippen alle Daten ein. Ob wir allerdings reingelassen werden, ist fraglich. Der Vulkan ist vor drei Tagen ausgebrochen und bis gestern wurden keine Besuche gestattet. Egal, wir fahren hin und werden prompt am Eingang abgewiesen. Wir sollen warten. In Medien wurde über den Ausbruch berichtet, deshalb sind wir die Einzigen, bei dem sonst sehr gut besuchten Natur-Highlight. Am Tor stehen ein sendendes TV-Team und ein Rettungswagen.
Ach nee, da kommen noch fünf Chinesen, die uns freundlicherweise ein paar Atemmasken schenken. Die Abgase scheinen nicht so schädlich zu sein. Uns wird nach einer halbe Stunde Warten schließlich Einlass gewährt. Wir laufen mit Helm gewappnet bis zum Krater, der vor kurzem noch mit türkisblauem Wasser gefüllt war. Eine riesige Staubwolke pufft an dieser Stelle in die Luft. Spektakulär. Ein anderes Wort fällt mir dafür nicht ein.
Costa Rica hat wirklich großartige Landschaften zu bieten. Deshalb steht heute eine Autorundreise auf dem Plan. Eigentlich nicht wirklich mein Ding, aber mit unseren Zwischenstopps schlussendlich absolut lohnenswert.
Wasserfälle
An der Peace Lodge und der Cascada La Paz über 45 USD Eintritt zahlen, um in die gepflegte touristische Anlage zu kommen. Das ist gar für schweizerische Verhältnisse teuer. Viele Reiseveranstalter bauen dies in ihre Tour ein. Da man den Wasserfall genauso gut auch von der Straße sehen kann, entscheiden wir uns für die Variante zum Nulltarif.
Bunte Vögel
Ein Tipp unseres Gastgebers lautete, wir sollen unterwegs an der kleinen Gaststätte Chichona anhalten, dort kann man sehr gut Vögel beobachten. Die Lokalität ist so klein und unscheinbar, dass wir erstmal glatt vorbei fahren. Eine kleine urige Baude, in der die Großmutter im Gastraum das Essen zubereitet. Plötzlich fängt ein älterer Herr an, die Señora mit herzzereißenden Schmalzliedern anzusingen. Großmütterchen tut so als wäre ihr es egal – nur in den Augen blitzt manchmal ein kleines Lächeln auf.
Lagune
Laut Karte gibt es in den Bergen die Lagune Hule. Wir verlassen dafür die Hauptroute und fahren auf einer recht passablen Straße hin. Knips, knips, Fotos im Kasten. Bis hier hin alles gut und schön. Doch um wieder auf die eigentliche Strecke zu kommen, geht es so steil über eine Schlaglochpiste bergab, dass unser Auto wie ein Schlitten nur noch rutscht. Regina und mir ist das zu heikel. Wir steigen aus und schlittern zu Fuß die Schotterpiste hinunter. In den riesigen Bäumen über uns jodelen Papageien und Tukane Beifall. Von Weitem hören wir undefinierbare Brüllgeräusche. Der Dschungel ist nah.
Tiere unterwegs
Einige – wie die Picotes (kleine Nasenbären) – warten am Parkplatz auf Leckereien.
Andere müssen von der Straße gerettet werden:
Wanderung
Damit die Autofahrt am Folgetag zum nächsten Quartier nicht so langweilig wird, suchen wir uns eine landschaftlich besonders attraktive Route mit ein paar Kilometern Umweg aus. Auf dem Weg soll es blaue Lagunen und spektakuläre Wasserfälle geben. Leider mussten wir feststellen, dass das hier alles wieder mal nur mit gebuchtem Führer geht. Zum Einen sind es Privatgrundstücke und zum Anderen ziemlich lange Dschungeltouren, für die wir eh zu spät dran sind. Enttäuschend. Unsere letzte Chance ist ein Werbeschild „Cascada Azul“. Auf einem neu angelegten Campingplatz bietet uns eine Frau gegen ein kleines Entgelt an, den Wasserfall anzuschauen. Nach ca. 1 km kommen wir an und sehen den Wasserfall – von oben. Ein eher seltener Anblick. Ob wir hinunter wollen? Klar, sagen wir drei – nur Regina zögert. Die Alternative, hier im Dschungel allein bei den wilden Tieren zu warten, ist für sie jedoch nicht wirklich eine Option, also steigen wir gemeinsam ab.
Am Ende des Tages planen wir bei unserem neuem Gastgeber mit Rum und Bier das nächste Highlight: Eine Paddeltour dazu mehr im nächsten Beitrag.