Cilento und Pompeij

Neapel wir sind da! Allerdings waren wir nicht die Einzigen, die den Transferbus zur Mietwagenstation nutzen wollten. Da die Transfer-Minibusse immer nur ein Dutzend Urlaubswillige samt Gepäck abtransportieren konnten und noch mindestens 200 dieser Spezies vor uns darauf wartete, entschlossen wir uns, den knappen Kilometer bei über 30 Grad Hitze zu laufen. Doch auch die verschiedenen Rent a car – Verleihstationen waren dem Ansturm nicht gewachsen. Nach geschlagenen zwei Stunden kamen wir endlich an die Reihe. Auf dem Parkplatz blinkte unserem Schlüssel ein kleiner Fiat zurück. DAS sollte der Mittelklassewagen sein? Kann ja nur ein Fehler sein, dachte ich. Zurück zum Office vorbei an den schwitzenden, genervten Leidensgenossen, drängelte ich mich an den Schalter. Genervt über drei andere Personen hinweg schrie der Italiener, es sei alles correcttamente. Kampflos ergab ich mich dem Schicksal und wir stopften 4 Personen, 6 Gepäckstücke und eine Wasserflasche in den Fiat. Endlich sollte unser Urlaub beginnen. An elenden Müllbergen links und rechts vorbei bahnten wir uns den Weg. Nichts wie raus aus dieser Stadt. Doch sie hielt uns noch weitere 2 Stunden in ihren Fängen. Eine katastrophale Ausschilderung und unser unzureichendes Kartenmaterial ließ uns dreimal ein- und dieselbe Maut-Stelle auf der Autobahn passieren – natürlich bezahlten wir jedes Mal den vollen Betrag. Aber dann, dann endlich waren wir auf dem Weg in den Süden. Unser Ziel: das hübsche Ferienhaus Cràpa Mangia in Castellabate im Cilento.italien_cilento_Ferienhaus_Cràpa_Mangia_traveleben

Paestrum Tempel

Schon Goethe bereiste 30 Jahre nach Wiederentdeckung die antike Stadt Paestrum – nun kamen WIR.

Die Ruinenstätte liegt in der Nähe von Salerno. Bei der Erbauung der 2.500 Jahre alten Tempelanlage wurde das sumpfige Gebiet trockengelegt. Kriege, Verfall und schließlich eine Malariaplage vertrieben vor 1.000 Jahren die Menschen in die Berge. Die Natur holte sich zurück, was einst ihr gehörte. Erst bei dem Bau einer Verbindungsstraße entdeckte man die im Moor versunkene Stadt wieder.

Mit unserem Reiseführer (Buch + Andreas) suchten wir schattige Plätzchen und lasen uns in die Vergangenheit: Hera, Athena, Poseidon… Von Schatten zu Schatten trainierten wir in der Mittagshitze unsere Schweißdrüsen. Ganz klar, dass wir so schnell wie möglich ins Meer springen wollten. Selbst ich – von der besonderen Gattung „wasserscheu“ – stürzte mich in die Fluten.

Es gibt viele sehr schöne Strände, die parallel zur Straße schnell erreichbar sind. Empfehlenswert ist der Pozillo Strand zwischen St. Maria und S. Marco: mit feinem Sand, flachem Ufer und Bandiera Blue – die blaue Fahne für gute Wasserqualität. Romantische Kiesstrände gibt es am Punta Licosa, hier muss man allerdings zu Fuß oder noch besser mit dem Fahrrad zum Strand fahren. Nur Anwohner dürfen mit Autos die Halbinsel passieren.

Pollica und Wanderung am  Monte de Stella

Stundenlang im Auto sitzen und in die Landschaft gucken – ist eigentlich nicht so mein Ding. Aber einen Urlaubstag opferte ich gern auf Wunsch eines Einzelnen. Also bewegten wir uns mit unserer Fiat-Gehhilfe in die Berge des Cilento. Serpentine um Serpentine hoch und wieder runter. Die Landschaft traumhaft, saftiges Grün und kühle Bergluft – die Fahrt war entspannter als ich dachte. Erstes Etappenziel ist Pollica mitten in der hügeligen, stark bewaldeten Region des Nationalparks Cilento. Ein altes Bergdorf mit typisch engen italienischen Gassen, wenig Touristen und noch weniger Italienern. Vor allem letztere haben ab 12 Uhr Siesta und sind bis 17:00 nicht mehr zu sehen. So lange wollten wir allerdings nicht bleiben. Auf der Karte entdeckten wir den Berg Monte de Stella. Wir fanden sogar ein Schild mit einer Wanderkarte (das Einzige) und fuhren über Forststraßen so weit wie möglich hoch. Ausgestiegen! Die Motivation unserer halberwachsenen Mitreisenden tendierte gen NULL. Ein, zwei Kilometer dann Pause und Rückkehr ohne Gipfelerlebnis, nix mit Monte – und Stella gleich gar nicht; nur Nebel, Nebel, Nebel…

Wanderung am Calore

Wow, an diesem Tag schafften wir es mal früh loszufahren. Nachdem ich mit dem vorangegangen AUTOFAHRURLAUBSTAG ganz zufrieden war, stand an diesem Tag die längste Fahrt bevor. Felitto im Herzen des Cilento sollte unser Ausgangspunkt sein. Viele Kastanienbäume, Eichenwälder, Kurven und enge Straßen später erreichten wir die Calore-Schlucht.

Die Quelle des Calore entspringt dem Monte Cervati Massiv. Auf seinem Weg in die Sele-Ebene bis zum Meer hinterlässt er tiefe Schluchten im karstigen Bergland.

Der Wanderweg durch den schattigen Steineichen Wald war eine Erholung zu den heißen Strand- und Tempelbesichtigungstagen. Dort mal rein gehopst und hier mal die Beine ins Wasser gehalten, Mittagsschläfchen und rumgedöst. Tiefe Gumpen, dann wieder enge, wilde Schlünde, sanft geformte Steine, links und rechts steile Felswände – eine traumhafte Tour.

Pompeji am Vesuv

Das Faszinierendste an diesem Italien-Urlaub war der Besuch von Pompeji am gefährlichsten Vulkan Europas, dem Vesuv. Auch wenn tausende Touristen hierher strömen, verteilen sich die Besucher angenehm auf die unzähligen engen Gassen. Ein Ausflug in die Vergangenheit:

62. N. Chr. erschütterte Pompeji ein starkes Erdbeben. Unmittelbar danach begann man mit dem Wiederaufbau. 17 Jahre später, als die Stadt am 24. August 79 n.Chr. beim Ausbruch des Vesuvs unter einem Ascheregen und Lava begraben wurde, war sie immer noch eine Baustelle. Im 16. Jahrhundert wiederentdeckt, ist bis heute eine Fläche von 45 ha (insg. 65ha) freigelegt worden. Durch den damaligen Wiederaufbau sind viele Bauwerke im neuen, fast unbewohnten Zustand erhalten geblieben.

Unglaublich, es gab damals schon Fußbodenheizung, Snackbar und Freudenhaus. Es gab so wahnsinnig viel zu sehen! Einen vollen Tag sollte man unbedingt einplanen. Es macht Sinn bequeme Schuhe anzuziehen und etwas Essen bzw. zu Trinken mitzunehmen. Die kleine Broschüre „Kurzer Leitfaden zur Besichtigung von Pompeji“ (gibt es an der Kasse) führt sehr gut durch Pompeji mit seinen ganzen Bauwerken.

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Fazit: Der Cilento ist landschaftlich sehr schön, allerdings sollte man ein Auto haben um ihn zu erkunden. Ausgeschilderte Wanderwege sind eher Mangelware. Wer den Strand genießen möchte, sollte sich nicht vom italienischen Dauergeplapper stören lassen.  Pompeij bei Neapel ist ein Muss!

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