Eigentlich gibt es nur Einer-Kajaks. Zweier-Boote führen zu Ehe-Krisen, meint Peter. Er lebt schon seit 20 Jahren hier, bietet Kajakfahrten an, kommt aus Deutschland und weiß, wovon er redet. Andreas und ich wissen es auch. Doch Reginas Kopfkino von Krokodilen, Pirañas und Selbstunterschätzung sind existentiell. Also dann lieber eine Scheidung als den Kopf im Krokodil.
So startet unsere Paddelgemeinschaft mit drei Einern und einem Zweier. Peter und Andreas nehmen ein Bad in dem herrlichen Fluß, bevor es los geht. Wir sind die Einzigen auf dem Rio Sarapiqui. So ein Einer-Flußkajak fährt sich mit diversen Stromschnellen definitiv anders als ein Paddelboot im Spreewald. Desto kürzer die Kajaks, desto schwieriger sind sie zu lenken. Nach einer Weile haben alle den Dreh raus. Besonders Andreas der sich 100m hinter uns immer noch im Kreise dreht.
Paradiesische Vögel zwitschern links und rechts, während wir über das Wasser gleiten. Es ist angenehm warm im Schatten. Wir legen eine Pause ein und da wir eh alle nass sind, Augen zu (nach dem Motto, was ich nicht sehe…) und ein Sprung ins Wasser, inkl. Regina. Hier das Beweisfoto:
Nach diesem Adrenalinschub brauchen wir Vitamin See. Der See Laguna de Arenal mit einem der aktivsten und jüngsten Vulkane Costa Ricas ist unser nächstes Ziel. Bis 2010 strömte hier nicht nur glühende Lava sondern auch das pure Geld. Tausende Touristen wollten dieses Naturspektakel sehen. Inzwischen pafft der Arenal nur noch ein wenig vor sich hin. Es gibt noch die eine oder andere Touristenattraktion aus diesen glorreichen Zeiten. Die ihren Verlust an Besucher-Einnahmen durch Verdopplung der Eintrittspreise kompensieren und Investitionen auf Eis gelegt haben Tsss.
Dann geht es auch schon weiter bis an die Grenze nach Nicaragua. Zwei Schweizer haben hier an einem Fluss ein kleines Paradies geschaffen. Ein riesiges Grundstück, welches sie noch vor 10 Jahren ohne Stromleitung bewirtschafteten. Kühe, Teakholz-Plantagen und eine Lodge sind neben dem Erhalt und der Aufforstung des Regenwaldes die Hauptbeschäftigung der beiden. Seit fast 30 Jahre leben sie hier. Ihre Kinder studieren in Europa. Und eins steht fest: Sie wollen irgendwann zurück in die Heimat. Dann zahlt die Schweiz eine ordentliche Pension. Auch wenn Costa Rica die Schweiz Zentralamerikas genannt wird, hinter den Kulissen sieht es anders aus, meint Guido.
Die behördlichen Mühlen mahlen hier umständlicher und langsamer als ein Schweizer sprechen kann. Und klar braucht man auch hier Beziehungen, bleibt immer Ausländer und ist nur willkommen mit einem großen fetten Geldkoffer. Wir erfahren auch, dass es so richtig reiche Ticos (Costa Ricaner) gibt. Reich, weil sie beim Staat angestellt sind und dort königlich bezahlt werden. Reich sind natürlich auch die Drogenbosse. Aber das ist gefährlicher. Erst letzte Woche gab es im Nachbarort eine Schießerei mit Toten. Aus Mangel an Perspektiven und mit der Chance schnell ein bisschen Geld zu verdienen, ist Schmuggel hier ein attraktives Nebengeschäft.